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Das Monster in dir und mir

  • diekultussen
  • 25. Feb. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Feb. 2024



Die Kultusse hat gerade das sehr süffig geschriebene Buch «Genie oder Monster» von der US-amerikanischen Buchkritikerin, Essayistin und Reporterin Claire Dederer beendet. Als wir in der Buchhandlung Sinwel in der Berner Lorraine nach dem Buch fragten und meinten: «Haben Sie Genie oder Monster?», sagte ein schlagfertiger Kunde zur allgemeinen Erheiterung blitzschnell: «Das bin ich.»


Tatsächlich geht es im Buch auch um das Monster in dir und mir, wobei die Autorin auch sich selbst und ihren Alkoholismus miteinschliesst. Doch hauptsächlich umkreist Dederer anhand prominenter Beispiele die Frage, ob man Werk und Künstler:in voneinander trennen soll, und kommt zum Schluss, das dies gar nie gänzlich möglich ist. Vielmehr befleckt das Monströse das Werk, das dadurch aber immer noch ein Geniestreich bleibt.


Die Autorin entlarvt, wie man manchen Menschen das Schreckliche (meist Männern) zugesteht, oder es sogar von ihnen erwartet. Vom Canceln hält sie nichts, weil dies die Verantwortung auf die konsumierenden Individuen abwälze und die Welt dadurch nicht besser werde. Wieviel ist Projektion, wenn wir das eine ächten, das andere akzeptieren? Auch dieser Frage stellt sich Dederer.


Doch erst auf Seite 300 sagt sie, dass Liebe letztendlich Liebe bleibt. «Stephen Fry liebt Wagner, die College-Studenten, die mich über David Bowie befragen, lieben David Bowie; ich liebe Polanski. Das ist vielleicht nicht ideal, vielleicht sogar deprimierend, aber es ist wahr.»


«Genie oder Monster. Von der Schwierigkeit, Künstler und Werk zu trennen», Claire Dederer, Piper Verlag.

1 commentaire


Invité
04 mars 2024

GENIE ODER MONSTER

sehr gute, auf den Punkt gebrachte Analyse des sehr guten Buches!

Toni aus Goldiwil (78)

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