Pariser Geschichten #1
- diekultussen
- 25. Sept. 2023
- 1 Min. Lesezeit

Die Kultusse liebt Paris, hat hier mal gelebt und kennt natürlich die Friedhöfe Père Lachaise und Montmartre. Im Père Lachaise (un)ruht unter anderem Jim Morrison- alle wilden Amerikaner:innen gingen früher oder später nach Paris, um dem Puritanismus oder dem eigenen Ego zu entfliehen - während in Montmartre, die ebenso glamouröse wie tragische Diva Dalida begraben ist. Doch auch der Friedhof von Montparnasse ist voller Geschichten und einen Besuch wert. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir liegen hier beieinander - ob sie wohl in Frieden ruhen? Der mit Herzen verunstaltete Grabstein dürfte nicht nach dem Geschmack der Existenzialist:innen sein. Ein wunderbares Momento Mori begegnete uns hingegen auf diesem mit Austern bestückten Grab. Die leeren Muschelschalen erinnern hier schmerzhaft an die Vergänglichkeit aller irdischen Genüsse.

Die von Niki de Saint Phalle (1930-2022) geschaffene Vogelstatue von 1998 ist ihrem Freund Jean Jacques gewidmet, "Un oiseau qui s'est envolé trop tôt" - einem Vogel, der zu früh davonflog. Jean Jacques wie auch Saint Phalles Assistent, dem sie auf dem gleichen Friedhof eine Katze widmete, die wir leider nicht gefunden haben, sind an Aids verstorben. Saint Phalle gehörte zu den frühen Kämpferinnen gegen die Krankheit, aber auch gegen Diskriminierung und Hass gegenüber Homosexuellen.

Alle guten Dinge sind drei, haben wir uns nach unserem Spaziergang gesagt und ganz moderat, als Vorspeise im Restaurant La Coupole drei Austern bestellt. Früher galten Austern schlürfende Weibsbilder als lüstern und subversiv. So etwa James Ensors "Die Austernesserin" von 1882, die allein an einem reich gedeckten Tisch sitzt und mächtig reinhaut. Heute gelten die zinkhaltigen Austern vor allem als Jungbrunnen. Also ruhig mehr bestellen, wenn Sie mögen. Bon appétit!
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