Die Mary Poppins der Streetphotography
- diekultussen
- 2. Juni 2024
- 1 Min. Lesezeit

Die Kultusse hat "Das Leben der Vivian Maier" von Ann Mark gelesen und für interessant befunden. Mark gelingt eine Biografie über eine Frau, die zahlreiche Abzüge und noch nicht entwickelte Filme hinterlassen hat, über deren Leben aber kaum etwas bekannt war. Während vierzig Jahren hatte Maier aus prekären Verhältnissen stammend, als Kindermädchen gearbeitet und scheinbar so nebenbei rund 140'000 Fotografien geschossen. Das beeindruckende Werk zeigte sie niemandem. Sie hortete und behielt das Material - wie Gollum seinen Ring - für sich. Als ein Sammler bei einer Zwangsversteigerung 2007 den Nachlass erwarb und online stellte, wurde Maier posthum berühmt und gilt seither als eine der wichtigsten Streetphotographers. Marks schürft tief, sucht einst von Maier betreute Kinder, die mittlerweile in hohem Alter sind auf und durchwühlt akribisch Dokumente und Akten. Man folgt Maier nach New York, Kalifornien und Chicago. Die Wahrnehmung wie sie als Kindermädchen war, driftet bei den Befragten stark auseinander. Während manche sie als Mary Poppins beschreiben, erinnern sich andere an eine kalte, strenge Frau. Mark zeigt Maier auch als Liberale, die von der Notwendigkeit der Gleichstellung zwischen Mann und Frau überzeugt war. Die zahlreichen Abbildungen im Buch lassen einem in Maiers Welt abtauchen. Sie hielt Kinder, Obdachlose und Vertreter:innen der Upper Class fest - und zwar stets mit einem starken Gefühl für Komposition.
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