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Dichtestress bei Sonnenaufgang

  • diekultussen
  • 21. Apr. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Die Kultusse mag grosse Kisten und wichtige Künstler:innen. Selten schafft es schliesslich ein Taugenichts ins Musée d'Orsay. Der Nachteil bei solchen Schaus: Dichtestress. So war es in der Pariser Ausstellung "Paris 1874 Inventer l'impressionisme" am vergangenen Wochenende kaum möglich ein Gemälde zu fotografieren, ohne das zwei oder mehr Menschen einem mit diesem Vorhaben zuvorkamen. Das Seestück "Impression, Sonnenaufang" (1872) von Claude Monet (1840-1926 ), das den Hafen von Le Havre zeigt war besonders heiss umschwärmt.


Dieses Bild zu kriegen war demnach fast so schwierig wie das Gemälde zu entwenden. Dies geschah tatsächlich am 27. Oktober 1985 als bewaffnete Räuber in das Musée Marmottan Monet stürmten und die Impression von der Wand rissen. Erst fünf Jahre später wurde das Gemälde wiedergefunden. Heute wird Monet mit besonderer Inbrunst von japanischen Touristinnen, die sich mit Bérets, Mariniere-Pullovern und rot geschminkten Lippen als Pariserinnen verkleiden heiss geliebt, von Reaktionären jeglicher Couleur geschätzt und - zu Recht - als einfach ultimativ schön empfunden.

Das war nicht immer so. Zu seiner Zeit schrieb ein Kritiker: "Eine Tapete im Urzustand ist ausgearbeiteter als dieses Seestück." Liebe Eltern und Lehrer:innen: Sagt niemals zu einem Kind: "Dein Bild ist nicht fertig." Es könnte sich um eine Impression handeln.


Ausstellung: Bis am 14.6., Musee d'Orsay, Paris.

 
 
 

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